Trading mit dem Parabolic SAR Teil II

Wir haben im letzten Beitrag zum Thema Indikatoren den von Wilder entwickelten Indikator Parabolic SAR vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Handelssystem, das sowohl Einstiege als auch Stopps anzeigen soll. Daher wird der Parabolic SAR als ein Trendfolgeindikator bezeichnet.

Allerdings mussten wir auch feststellen, dass im Rahmen der allgemeinen Interpretationsregeln des Indikators zu viele Fehlsignale generiert werden. Vor allem in Seitwärtsphasen oder stark volatilen Märkten kann daher kein wirklicher Edge beim Trading erreicht werden.

Somit müssen wir schauen, wie sich der Einsatz des Indikators optimieren lässt. Eine Idee wäre es, diesen nur für die Identifikation von Einstiegen oder Stopps zu nutzen. Da einige Handelsarten eine begrenzte Laufzeit aufweisen, macht es folglich auf den ersten Blick wenig Sinn, Stopps über den Parabolic SAR zu definieren. Allerdings ist es dennoch ratsam, Stopppunkte als mögliche Umkehrsignale in Betracht zu ziehen.

Einstiege mit dem Parabolic SAR definieren

Schaut man sich das Silberchart mit 4-Stunden-Kerzen an, macht es Sinn, vorher eine einfache Analyse nach Einstiegen und Stopps zu tätigen – Stopps allerdings im Sinne von potenziellen Umkehrpunkten, wie bereits angedeutet. Da wir uns auf Einstiege konzentrieren wollen, bleibt die Ausgangslage dennoch ein Stopppunkt.

Dieser ist gegeben, wenn der Parabolic SAR im Verlauf immer näher an den Kurs rückt und den Kurs am Ende berührt, im Chart rot eingekreist. Da der Parabolic SAR fortwährend gezeichnet wird und Trader aufgrund dessen mit zu vielen einfachen Signalen konfrontiert sind, sollte man nur diejenigen Punkte wählen, bei denen sich der SAR-Indikator vorher sehr stark vom Kurs entfernt hat. Das deutet auf eine sehr dynamische Bewegung hin, die sich wieder abschwächt.

Screen 1

Screen 1: 4-Stundenchart von Silber

Es sollte allerdings klar sein, dass sich diese Analysemethode besser für eine kurzfristige Handelsstrategie eignet, die sich auch als eine Art Kontratrendmethode bezeichnen lässt. Im Falle von klassischen Optionen, die sich durch die kurzen Laufzeiten besonders für den Handel solcher Strategien eignen, ist diese Methode jedoch auch naheliegend. Noch mal zusammengefasst, sind die wichtigen Schritte:

  1. Es erfolgte eine dynamische Bewegung (SAR-Abstand wird zum Kurs breiter).
  2. Der SAR-Abstand wird immer enger.
  3. SAR berührt den Kurs (möglicher Umkehrpunkt bzw. Stopppunkt).

Im nächsten Schritt sollten die Einstiege definiert werden. Nachdem wir einen möglichen Umkehrpunkt gefunden haben, können wir entweder über technische Set-ups oder weitere Indikatoren einen Einstieg festlegen – oder sogar beides.

Wir bedienen uns zweier Indikatoren: der kurzfristigen 14er Moving Average als Set-up-Ersatz und dem beliebten RSI (Relative Strength Indikator). Die Regeln lauten dementsprechend wie folgt. Für einen Einstieg …

  1. sollte ein Stopppunkt laut der oberen drei Schritte identifiziert werden;
  2. die 14er Moving Average unter- bzw. überschritten werden.
  3. Der RSI muss eine Umkehr entweder durch eine Divergenz oder Bestätigung zum Kurs anzeigen.

Gehen wir nach den definierten Einstiegsregeln und wenden das auf das obere Silberchart an, so erhalten wir in dem gezeigten Zeitraum zwei Handelssignale für den Einstieg. Im letzten Fall wurde zwar ein Stopppunkt identifiziert, allerdings wurde die MA nicht überschritten und der RSI zeigte keine Umkehr durch Divergenz oder Bestätigung an.

Screen 2

Screen 2: 4-Stundenchart mit RSI

Zuletzt ist noch die Frage nach der richtig gewählten Laufzeit zu beantworten. Da wir mit dieser Strategie eher einen kurzfristigeren Ansatz verfolgen – jedoch nicht so kurz, dass wir nur Minuten halten –, würde sich eine Laufzeit zwischen vier und acht Stunden anbieten.

Des Weiteren könnte man die Strategie noch weiter optimieren und beispielsweise festlegen, dass man nur Put-Optionen handelt, da Bewegungen nach unten in der Regel dynamischer ablaufen und man damit schneller mit der Option „in the money“ kommt.

Fazit – Parabolic SAR hat den Test bestanden

Zusammenfassend lässt sich zum Parabolic SAR sagen, dass er sich als Trendfolgeindikator weniger eignet als für die Identifikation möglicher kurzfristiger Wendepunkte. Wendet man ihn auf diese kurzfristigen Strategien an und optimiert ihn mit weiteren Einstiegsregeln, kann er durchaus seine Stärken ausspielen.

Man sollte ihn allerdings nicht wie gedacht als ein Handelssystem betrachten, denn die Signale kommen in diesem Fall zu oft. Weiterhin sollten auch die potenziellen Stopppunkte als Umkehrsignale nur in Verbindung mit vorhergehenden dynamischen Bewegungen identifiziert werden.

Das stellt sicher, dass sich der starke Trend abkühlt und eine Korrektur wahrscheinlicher wird. Je dynamischer der vorherige Trend, umso stärker könnte die Korrektur ausfallen. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass sich lediglich eine Seitwärtsphase anschließt, bei denen der Parabolic SAR seine deutlichen Schwächen hat.

 

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