Der Awesome Oscillator von Bill Williams

Bill Williams ist eine bekannte Größe in der Entwicklung von technischen Indikatoren. Von ihm stammen beispielsweise der Bill Williams Gator Oscillator sowie der Alligator Indikator. Seine Entwicklungen gehen des Öfteren auf die Chaostheorie zurück. Beschreiben lässt sich diese Theorie simpel mit der Annahme, dass hinter jedem natürlichen Chaos eine Struktur steckt, sofern man dieses Chaos in seine Einzelteile zerlegt. So geht unter anderem auch der Fraktal Indikator auf diese Annahme zurück.

Der Awesome Oscillator (AO Indikator) ist jedoch ein Indikator, der das Momentum einer Kursbewegung feststellen soll. Er wird recht einfach kalkuliert, und zwar durch die

  • Differenz zwischen der 34- und 5 Perioden Moving Average (MA) des Kurses.

Dementsprechend werden Kauf- sowie Verkaufssignale identifiziert, wenn sich die beiden Durchschnitte kreuzen.

  • Ein Kaufsignal entsteht, wenn die MA mit der kurzen Periode die MA mit der längeren Periode nach oben hin kreuzt und vice versa.

Die genaue Kalkulation des AO Indikators geht wie folgt:

AO= (5 Perioden Durchschnitt von (Hoch + Tief) /2) – (34 Perioden Durchschnitt von (Hoch + Tief) /2)

Interpretation des AO Indikators

Auf den ersten Blick ist die Interpretation des AO Indikators recht einfach. Der Oszillator wird in Form eines Histogramms dargestellt. Dabei werden steigende Tendenzen im Kurs mit grünen Balken und fallende mit roten dargestellt. Schauen wir uns das im Kurs des EUR/USD Währungspaares an.

Screen 1

Screen 1: Tageschart des EUR/USD

So wie es aussieht, folgt der AO Indikator ziemlich genau dem Kursverlauf. Daher erschließt sich im Vorhinein kein Vorteil gegenüber einer einfachen Set-up-Analyse des Kurses. Der AO Indikator sollte darauf hinweisen, wie stark der Trend ist. Das heißt, schwache Trends sollten im Indikator angezeigt werden, da sich die Stärke im Kurs selbst nicht immer identifizieren lässt. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass dies nur teilweise zu bewerkstelligen ist.

Der AO Indikator hat nämlich mit der Nulllinie ein Level, das auf eindeutige Trendstärke hinweist. Wird die Nulllinie nach oben hin überwunden, ist Vorsicht mit Put-Optionen geboten, da der Aufwärtsdruck größer ist.

Im gezeigten Chart für den gewählten Zeitraum sind solche Nulllinienüberschreitungen fünf Mal vorgekommen (eingekreiste Flächen). Beim ersten Mal war das Signal eindeutig und zeigte damit, dass der bestehende Abwärtstrend gefährdet ist. Es erfolgte eine dynamische Aufwärtsbewegung, wenn auch nicht von langer Dauer.

Die zweite Nulllinienüberschreitung deutete auf ein Fortsetzen des Abwärtstrends hin, wäre jedoch ein Fehlsignal gewesen, denn der Kurs drehte kurz darauf wieder nach oben. Das vierte Signal war kein Fehlsignal, jedoch währte der Trend ebenfalls nicht lange, sodass mittelfristige Anleger sich nicht zu sehr darauf hätten verlassen dürfen.

Es lässt sich daher kurz zusammenfassen: Auch der AO Indikator hat seine Schwächen, nämlich bei langfristigen Seitwärtsphasen, da er nur die Stärke eines kurzfristigen Trends erkennt – bezogen auf die eingestellte Zeitbasis des Charts. Diese Schwäche gilt es durch Optimierung zu umgehen, was wir im nächsten Beitrag zur Strategieentwicklung mit dem AO Indikator auch tun werden.

Das gilt jedoch für nahezu jeden Indikator. Daher stellt sich generell nicht die Frage, ob ein Indikator als alleiniges Werkzeug nutzbar ist, sondern ob er sich gut optimieren lässt.

Fazit: Lässt sich der AO Indikator optimieren?

Der AO Indikator oder Awesome Oscillator lässt sich durchaus auf verschiedenen Wegen optimieren. Man könnte beispielsweise die Periodeneinstellungen für die Durchschnitte anders wählen, die betrachtete Zeitbasis des Charts verändern oder einen Filterindikator nutzen. Man könnte aber auch auf die Reversalerkennung des Indikators setzen, statt in Trendfolge zu handeln.

Screen 2

Screen 2: Tageschart des EUR/USD

Schaut man sich das obere Chart an, so ist erkennbar, dass ein starkes Reversal oft durch den abrupten Wechsel zwischen roten und grünen Balken einherging. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Bereits das erste Signal hätte ein starkes Reversal angezeigt, der Trend konnte sich allerdings nicht etablieren. Auch hier wird die Seitwärtsphase als Schwäche des Indikators sichtbar. Jedoch sind die Fehlsignale deutlich weniger als bei der Trendfolge. Im nächsten Beitrag werden wir uns der Schwäche in Seitwärtsphasen annähern.

 

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