Eine ereignisreiche Woche neigt sich langsam dem Ende zu. Noch immer dominieren die Schuldenkrise um Griechenland und dessen drohende Zahlungsausfälle die Schlagzeilen. Und als hätte die ablehnende Haltung des griechischen Präsidenten noch nicht für genug Zorn bei den europäischen Finanzministern gesorgt, droht weiteres Ungemach aus Übersee. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit des Landes von CCC+ auf CCC gesenkt. Damit rutschen die Anleihen auf Ramschniveau.
Der Ausblick für das Rating sei so negativ, dass mittelfristig die Gefahr noch schlechterer Kreditbewertungen überwiegen würde. Die Entscheidung reflektiere das Risiko, dass die griechische Regierung ohne eine Einigung mit ihren Gläubigern zahlungsunfähig werden und den Schuldendienst zugunsten anderer Ausgaben vernachlässigen könnte, begründete S&P.
Dennoch reagierten die deutschen Aktienmärkte positiv und trotz des Anstieges des deutschen Leitindex zur Wochenmitte um gut 2,4 % notiert der DAX gut 1,5 % höher als noch am Mittwoch. Experten gehen davon aus, dass die freundliche Stimmung an den US-Börsen für die steigenden Kurse verantwortlich sein könnte. Das mit vielen Erwartungen verbundene Spitzentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras und dem französischen Präsidenten François Hollande brachte am Mittwochabend jedoch dem ersten Anschein nach keine konkreten Ergebnisse. Ein Regierungssprecher sagte am frühen Donnerstagmorgen lediglich, der Meinungsaustausch habe in konstruktiver Atmosphäre stattgefunden.
Wirtschaft und Geldpolitik
EU: Aus der EU wurden folgende Daten veröffentlicht
Am Montagmorgen wurden die Exportzahlen für Deutschland vorgelegt, die positiv überraschten. So wurde lediglich ein Wert von 0,1 % erwartet. Tatsächlich gab es jedoch eine Steigerung von 1,9 %. Auch die Industrieproduktion konnte mit 0,9 Prozentpunkten deutlicher zulegen, als mit 0,5 % erwartet worden war. Lediglich die Importzahlen gingen um 1,3 % zurück und lagen damit unter den Erwartungen.
Am Dienstag veröffentlichte die EU die Zahlen sowohl für das erste Quartal als auch für das Jahr insgesamt. Die Zahlen fielen hierbei wie erwartet aus, sodass es keinerlei Auswirkung auf die Märkte gab.
Am Mittwoch folgten die Zahlen der Industrieproduktion weiterer europäischer Länder. Während die Zahlen aus Frankreich und Großbritannien weit über den Erwartungen lagen, schwächelte Italien auf ganzer Linie und vermeldete rückläufige Zahlen für die Industrieproduktion.
USA: Aus den USA wurden folgende Daten veröffentlicht:
Interessant war in dieser Woche der JOLTS-Report für den Monat April, der mit 5,376M über den Erwartungen lag. Auch der wöchentliche API-Rohöl-Bericht konnte überzeugen. Mittwoch wurden außerdem die Zahlen der Anträge auf Arbeitslosenhilfe und die Einzelhandelsumsätze verheißungsvoll erwartet. Während die Einzelhandelsumsätze mit 1,2 % sehr positiv ausfielen, konnten die Arbeitsmarktzahlen nicht überzeugen und fielen höher aus als erwartet.
Geldpolitik
Am Mittwoch sprach der Bank of England Gouverneur Carney. Er prangerte die Haltung britischer Banken an und kündigte einen härteren Kurs gegen Gesetzesverstöße und striktere Regeln an. „Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit ist vorbei“, sagte Carney.
Der NZD brach ein, nachdem die Reserve Bank of New Zealand am Donnerstag in einer überraschenden Entscheidung eine Senkung des Referenzzinssatzes von 3,50 auf ein Rekordtief von 3,25 % bekannt gegeben hatte. Zuletzt senkte die Zentralbank ihre Zinssätze 2011.
Zur Erläuterung sagte der RBNZ-Direktor Graeme Wheeler, die Bank hätte bereits eine Zinssenkung in ihre Prognosen eingerechnet und hoffe nun auf Anzeichen für eine weitere Abwertung der Landeswährung.
Technische Bewertung der Märkte:
DAX: Nach dem langanhaltenden Aufwärtstrend befindet sich der DAX in einer mittelfristigen Abwärtsbewegung, die im April nach Markieren eines ATH begann. Bislang sieht alles nach einer bärishen Flagge aus. Und da noch nicht einmal das 50er Fibonacci-Retracement erreicht wurde, ist der langfristige Aufwärtstrend noch voll intakt. Ob der Kursverlauf rein charttechnisch begründet ist oder tatsächlich die Griechenlandkrise schuld am Verlauf ist, ist für Charttechniker irrelevant. Aktuell befindet sich der Kurs mitten im Kurskanal, sodass auf jeden Fall stillhalten angesagt sein sollte. Einstiegsmöglichkeiten bieten sich auf der Unterseite nach Erreichen der 10.800 Punkte oder nach einem nachhaltigen Ausbruch aus der Range nach oben.
S&P500: Der breit aufgestellte S&P500 markierte ein ATH und korrigierte dann bis an die untere Trendlinie des Aufwärtstrendkanals. Hier prallte der Kurs mit einer langen Lunte ab, was die Kaufbereitschaft der Marktteilnehmer eindrucksvoll signalisierte. Der Aufwärtstrend ist voll intakt und von Schwäche keine Spur.
EUR/USD: Auch der EUR/USD bewegt sich charttechnisch gesehen im Niemandsland. Noch immer ist nicht abzusehen, ob es sich bei dem mittelfristigen Aufwärtstrend um eine bullishe Flagge handelt oder ob tatsächlich ein Aufwärtstrend entsteht. So bleibt weiterhin nur stillhalten angesagt und abzuwarten, wie sich der Kurs an den markanten Punkten der oberen und unteren Trendlinie verhält.
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