Rück- und Ausblick auf die KW 44: Aktuelle News aus Geldpolitik und Wirtschaft

In den vergangenen Wochen hielt eine kleine Region Europa in Atem: Die Wallonie. Die französischsprachige Region Belgiens stimmte zunächst gegen das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada. Erst nach weiteren Verhandlungen stimmte die Wallonie dem CETA-Abkommen zu und die EU und Kanada konnten das Abkommen drei Tage später als geplant unterzeichnen. In Nachverhandlungen handelte man einen Kompromiss bei den umstrittenen Themen Schiedsgerichte und Landwirtschaft aus.

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WIRTSCHAFT UND GELDPOLITIK

EU

In Großbritannien bereiten sich die Banken derweil auf einen Wegzug vor. Kleinere Banken wollen sogar noch vor Weihnachten ihre Geschäfte in andere Länder verlagern. Größere Banken werden wahrscheinlich im ersten Quartal 2017 mit dem Umzug beginnen. Derzeit herrscht im britischen Bankenwesen große Unsicherheit hinsichtlich der Austrittsverhandlungen mit der EU. Die Banken, Versicherer und Hedgefonds in Großbritannien befürchten, dass sie im Zuge des EU-Austritts die Erlaubnis verlieren, ihre Dienstleistungen in der gesamten EU anbieten zu dürfen.

Dies kann für Großbritannien einen großen Verlust darstellen. Viele große, weltweit agierende Banken haben ihre europäischen Zentralen in Großbritannien. Insgesamt sind in der Finanzbranche über zwei Millionen Menschen beschäftigt und die Banken und Versicherer tragen etwa zwölf Prozent zum britischen BIP bei.

Einige Brexit-Befürworter sind der Ansicht, dass die Finanzbranche durchaus auf den sogenannten EU-Pass verzichten kann. Die sogenannten Gleichwertigkeitsbestimmungen könnten dafür sorgen, dass die Vorgaben in Großbritannien gleichwertig mit den EU-Vorgaben sind. Doch die britischen Bestimmungen gelten nur für bestimmte Dienstleistungen. Zudem könnten sie jederzeit zurückgenommen werden. Großbritannien könnte daher gezwungen sein, Regeln anzuerkennen, auf die das Land keinen Einfluss hat.

Derweil erholt sich die britische Industrie vom Brexit-Schock. Von August bis Oktober stiegen die Investitionsabsichten der Betriebe nach Angaben des Industrieverbands CBI wieder. Die starken Kursverluste nach der Abstimmung über den EU-Austritt haben für einen Anstieg der Exporte gesorgt. Gerade hinsichtlich der weiteren Export-Erwartungen blicken die britischen Unternehmen positiv nach vorne. Das schwächere Pfund beschert den Unternehmen Aufträge aus dem Ausland. Dennoch hat der Fall des Pfunds auch höhere Kosten zur Folge. Auch ein Fachkräftemangel wird von Seiten der britischen Industrie befürchtet falls die Zuwanderung aus EU-Ländern begrenzt wird.

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Der Brexit wird sich auch auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland auswirken. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass der EU-Austritt der Briten das Wirtschaftswachstum in Deutschland um etwa 0,25 Prozent verringern wird. Der Grund dafür ist der deutliche Verlust des britischen Pfunds gegenüber dem Euro sowie der zu erwartende Wachstumsrückgang in Großbritannien im kommenden Jahr. Die Abwertung des Pfunds bedeutet, dass die deutschen Exporte nach Großbritannien 2017 um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken werden. Und auch von Großbritannien nach Deutschland werden wohl 3,5 Prozent weniger Waren exportiert.

Neben Großbritannien wird mittlerweile wird nicht mehr Griechenland als das Sorgenkind der Eurozone gesehen, sondern Italien. Das Marktforschungsinstitut Sentix befragte über 1.000 Investoren. Das Ergebnis war, dass die Wahrscheinlichkeit für einen EU-Austritt Italiens derzeit höher eingeschätzt wird als ein Austritt Griechenlands. Zehn Prozent der Befragten sehen die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Italiens, während nur noch 8,5 Prozent von einem Austritt Griechenlands ausgehen. Der griechische Wert ist damit so gering wie seit 2014 nicht mehr.

Besonders die Lage der italienischen Banken bereit vielen Sorgen. Außerdem steht im Dezember ein Verfassungsreferendum an und die Konjunktur Italiens stagniert seit langem. Kürzlich kündigte die italienische Bank Popolare die Vicenza, die bereits Teil des nationalen Rettungsfonds Atlante ist, einen massiven Personalabbau an. Mindestens ein Viertel der Stellen soll abgebaut werden, sagte der Verwaltungsratschef der Bank, Gianni Mion. Dies bedeutet, dass 1.300 bis 1.500 Stellen wegfallen werden. Die Gewerkschaften müssen noch von der Notwendigkeit der Stellenstreichungen überzeugt werden.

Ende Juni arbeiteten bei Popolare die Vicenza noch 5.400 Mitarbeiter. Die Bank fuhr im ersten Halbjahr 2016 einen Verlust von 795 Millionen Euro ein. Bereits in den vergangenen Jahren wurden 2,2 Milliarden Verluste erzielt. Schon im April rief die italienische Regierung den Rettungsfonds Atlante ins Leben, um den angeschlagenen Banken zu helfen. Der Fonds wird mehrheitlich von privaten Investoren gehalten.

Die Regierung in Rom bereitet sich derweil auf einen weiteren Stellenabbau in der Bankenbranche vor und will für diesen Fall 500 Millionen Euro öffentliche Gelder bereitstellen. Beispielsweise will man in den nächsten drei Jahren Vorruhestandsregelungen unterstützen. Die Gelder sollen den Banken helfen, die Kosten zu decken die bei Entlassungen von bis zu 25.000 Beschäftigten entstehen. Bislang trugen die Banken selbst die Kosten für Entlassungen und Frühverrentungen. Doch in den letzten Jahren sind auch hier hohe Kosten entstanden.

Die Pläne der Regierung sind ein Teil der Budgetpläne, die das italienische Kabinett vor einigen Tagen genehmigt hat. Im neuen Haushalt für 2017 sind dafür 100 Millionen Euro vorgesehen. Für die beiden darauf folgenden Jahre sind je 200 Millionen Euro eingeplant. Die italienischen Banken leiden derzeit unter einer großen Zahl an sogenannten faulen Krediten. Außerdem ist das Filialnetz der italienischen Kreditinstitute im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sehr dicht. Insgesamt arbeiten 317.000 Menschen bei den Banken des Landes. Die Gewerkschaft FABI schätzt, dass bis zum Jahr 2020 allein bei den fünf wichtigsten Banken des Landes rund 16.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

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In Portugal freut man sich, dass die Ratingagentur DBRS ihre Einschätzung für das Land nicht gesenkt hat. Der Grund ist, dass das Land bei der Verringerung des Haushaltsdefizits durchaus Fortschritte gemacht hat. Damit bleibt Portugal bei DBRS auf dem Status „BBB (low)“. Wenn die Ratingagentur eine Herabstufung vorgenommen hätte, hätte die EZB keine portugiesischen Anleihen mehr kaufen dürfen. Damit wäre die Kreditaufnahme verteuert worden. Die Regierung zeigte sich erleichtert und sah sich auf ihrem Weg bestätigt. Die anderen drei Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch führen Portugal allerdings weiterhin als „Ramsch“. Wenn auch DBRS Portugal auf „negativ“ herabgestuft hätte, hätte dies eine weitere Herabstufung in den nächsten sechs Monaten bedeutet. Damit wäre die Regierung weiter unter Druck geraten.

Dennoch ist Portugal weiterhin hoch verschuldet und das Wachstum ist sehr gering. Die Regierung vor wichtigen Aufgaben: Im Jahr 2017 soll das Haushaltsdefizit auf 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung gesenkt werden. 2015 lag das Defizit bei 4,4 Prozent und in diesem Jahr soll es unter 2,5 Prozent fallen. Diese Zahl war mit der EU vereinbart. Diese ehrgeizigen Ziele sollen mit einer strengen Ausgaben-Kontrolle erreicht werden. Dennoch wurden Steuersenkungen und Rentenerhöhungen in Aussicht gestellt.

Der IWF, der Portugal während der Euro-Schuldenkrise in sein Rettungsprogramm aufgenommen hatte, erklärte kürzlich, dass das Land unter den Erwartungen geblieben sei. Zwar konnte eine Bankenkrise vermieden und der Zugang zum Geldmarkt wiederhergestellt werden, aber der Staat und seine Bürgen leiden weiter unter hohen Schulden und Arbeitslosigkeit. Auch das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr wohl nur bei rund ein Prozent liegen.

Deutschland bleibt unterdessen der Konjunktur-Motor der Eurozone. Im Oktober legten die Geschäfte der deutschen Industrie weiter zu. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft im Euroraum liegt derzeit bei 53,7 Punkten. Dies ist der höchste Stand seit Dezember 2015. Er stieg im vergangenen Monat um 1,1 Punkte und damit stärker als erwartet. Ein Wert von mehr als 50 Punkten steht für Wachstum. Gerade die Konjunktur in Deutschland sorgte für diesen hohen Wert.

Das Anziehen der deutschen Wirtschaft sorgt auch für gute Zahlen in der Baubranche und auf dem Arbeitsmarkt. Die Bauwirtschaft profitiert von niedrigen Zinsen und konnte damit ihre Umsätze um 12,4 Prozent steigen. Die Aufträge stiegen um 16,6 Prozent. Und auch andere Branchen profitieren von einem deutlichen Auftragsplus.

Schlechte Nachrichten kommen allerdings aus der Autobranche. Im Oktober sank die Zahl der Neuzulassungen um 5,6 Prozent. Von Januar bis Oktober registrierte man aber mit 2,82 Millionen Neuzulassungen einen Anstieg um fast fünf Prozent. Besonders Volkswagen kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus: Im Oktober übergab der Marktführer fast ein Fünftel weniger Autos in Deutschland.

Auch die Inflation in Deutschland zieht an. Im Oktober stiegen die Preise so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der Grund ist, dass billiges Öl kaum mehr Wirkung erzielt. Die Preise für Waren und Dienstleistungen stiegen so durchschnittlich um 0,8 Prozent mehr als 2015.

USA

In den USA wartet man derzeit gespannt auf die Präsidentenwahl. Wird Hillary Clinton das Rennen machen oder kann Donald Trump auf den letzten Metern noch aufholen? Vor den Präsidentschaftswahlen wird sich hinsichtlich der Geldpolitik der US-Notenbank Fed nichts mehr bewegen. Daher ist mit einer Zinserhöhung weiterhin erst zum Jahresende zu rechnen. William Dudley, der Chef der Fed in New York, sagte, dass wohl nur noch ein Konjunktureinbruch gegen eine Zinserhöhung im Dezember sprechen würde. Wenn aber die Wirtschaft auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben wird, steht einer Zinserhöhung zum Jahresende nichts mehr im Wege.

Dagegen ist der Chef der Fed in Dallas, Robert Kaplan, der Ansicht, dass die Inflation wohl anziehen wird. Er befürwortet daher eine etwas weniger konjunkturstimulierende Geldpolitik und sprach sich für eine Wachstumsrate von etwa 1,75 Prozent aus. Dieser Wert liegt zwar unter dem Normmaß der Vergangenheit, sei aber zu einer weiteren Verringerung der Arbeitslosigkeit ausreichend. Laut dem sogenannten „Beige Book“, dem Konjunkturbericht der Fed, wuchs die US-Wirtschaft in den meisten Bezirken zuletzt nur wenig.

Das Bruttoinlandsprodukt der USA erlebt gerade das größte Wachstum seit zwei Jahren. Auch dies erhöht den Druck auf die Fed, die Normalisierung der Geldpolitik zum Jahresende anzustreben. Nach Angaben des Büros für Wirtschaftsanalysen stieg das BIP zwischen Juli und September von 1,4 auf 2,9 Prozent. Erwartet wurden nur 2,5 Prozent. Diese sehr positive Zahl wurde maßgeblich durch einen Anstieg der Exporte um zehn Prozent begünstigt. Im vorangegangenen Quartal erreichten die US-Exporte lediglich einen Anstieg von 1,4 Prozent.

Die täglichen Konsumausgaben in den USA stiegen im dritten Quartal dagegen nur um 2,1 Prozent. Damit wurden die Erwartungen, die um 0,5 Prozent höher lagen, deutlich verfehlt. Im Vorquartal lag der Anstieg noch bei 4,3 Prozent.

Geldpolitik

Die EZB hält weiterhin an ihrem Anleihen-Programm fest. Auch das letzte Treffen des EZB-Rates änderte nichts an diesem Plan. Auf der Sitzung sprach man laut EZB-Präsident Mario Draghi nicht über das sogenannte „Tapering“. Dies bezeichnet das graduelle Herunterfahren der Transaktionen im Rahmen des Anleihen-Programms. Bislang sieht es so aus, als würden mindestens bis März 2017 weiterhin jeden Monat Wertpapiere im Wert von 80 Milliarden Euro gekauft. Allerdings sagt nun auch die Zentralbank, dass man nicht ewig an dieser Geldpolitik festhalten kann. Dies wird als erster Hinweis auf mögliche Veränderungen gedeutet.

Viele Experten gehen aber davon aus, dass das Anleihen-Programm der EZB auch über März 2017 hinaus weitergehen wird. Die Weichen dafür könnten durch kleine Veränderungen im Dezember gestellt werden, sodass die EZB auch in Zukunft genügend Anleihen zum Kaufen findet. Auf der nächsten EZB-Sitzung im Dezember wird die EZB verkünden, wie es weitergehen wird. Dann werden auch die Inflations- und Wachstumsprognosen der EZB-Volkswirte vorliegen. Und auch die Ausschüsse werden bis dahin Vorschläge zum Anleihen-Programm einreichen. Diese sollen prüfen, wie die Anleihenkäufe auch in Zukunft reibungslos realisiert werden können.

Schritt für Schritt kommt durch die Geldflut der Kreditfluss in der Eurozone wieder in Schwung. Im September vergaben die europäischen Banken 1,9 Prozent mehr Kredite an Firmen als ein Jahr zuvor. Auch im Sommer war das Wachstum in dieser Größenordnung. An Privathaushalte wurden im September 1,8 Prozent mehr Kredite vergeben, als im September 2015. Dies entsprach ebenfalls dem Zuwachs aus den Vormonaten.

Trotz dieser positiven Signale erzielt das Anleihen-Programm der EZB nur zum Teil Wirkung. Der Kreditmarkt sorgt derzeit kaum dafür, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone anzieht. Die Unternehmenskredite erholen sich weiterhin nur langsam. Die Entwicklung am Kreditmarkt deutet darauf hin, dass viele Unternehmen ein Investitionsrisiko scheuen. Zudem kämpfen die Banken mit steigenden Regulierungsanforderungen und verdienen aufgrund der niedrigen Zinsen weniger.

Die Geldmenge M3, die in der Eurozone sehr wichtig ist, stieg im September um fünf Prozent. Hier werden unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen mit zweijähriger Laufzeit zusammengerechnet. Experten hatten mit einen etwas höheren Zuwachs gerechnet.

Markttechnische Betrachtung der Märkte:

dax

Chartbild des DAX

Im Chartbild des DAX ist deutlich zu erkennen, dass sich der Kurs seit dem Sommer diese Jahres in einer Seitwärtsrange befindet. Dabei oszilliert der Kurs um die Zone von 10.600 Punkten zwischen 10.200 Punkten auf der Unterseite und 10.800 Punkten auf der Oberseite. Ich persönlich tendiere eher dazu langfristig von steigenden Kursen auszugehen, jedoch stehen die Zeichen in den nächsten Tagen und Wochen auf Sturm. Da wäre zum einen der ungewisse Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und zum anderen die mögliche Zinsanhebung im Dezember diesen Jahres. Sollten diese Ereignisse anders als von den Analysten erwartet ausfallen, so könnten uns schnell wieder Kurse um 9.000 Punkte ereilen. Vielleicht preist die Börse aber auch nur den Worst Case ein und die Kurse erholen sich wieder und wir sehen doch noch eine Jahresendrally. Immer wenn Kurse an einer wichtigen Marke angekommen sind, bieten sich sehr gute Einstiegschancen für Trader. Aktuell können mittelfristig orientierte Trader Call Optionen kaufen und diese eng absichern. Trader könnten den Stop Loss eng setzen und von möglichen Zielen auf der Oberseite im Abstand von 800 Punkten und mehr profitieren.

 

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