Die Börsenpsychologie verhindert einen Bärenmarkt
Die Stimmung an den US-Börsen kann man als „zurückhaltend“ bezeichnen. Die neuesten Zahlen zeigen, dass die Bullen (29,7%) noch geringfügig vor den Bären (26,9%) liegen, und die große Mehrheit (43,3%) in das neutrale Lager gewechselt ist.
Übrigens: Ein großes neutrales Lager hat meistens eine Trendfortsetzung zur Folge. Neutralität entsteht durch Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung. Es ist eine Entscheidungsunsicherheit. In einem Aufwärtstrend rechnen die neutralen Marktteilnehmer also nicht mit einem Kursabsturz, sonst wären sie sofort ins Bärenlager gewechselt, sondern mit unkalkulierbaren Kursbewegungen. Sie gehen zwar davon aus, dass der Trend erschöpft ist, und doch wollen Sie mit einer theoretischen Short-Position nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Bleibt eine Korrektur aus, bzw. kann der Aktienmarkt sich auf einem hohen Niveau halten, kommt das neutrale Lager ins Grübeln. Oftmals korrigieren sie dann ihre Neutralität, und setzen wieder auf Long-Positionen. Die Furcht eine stärkere Aufwärtsbewegung zu verpassen, ist schließlich ein starker Antrieb.
Mit dieser stimmungstechnischen Ausgangssituation wird eine überraschende Aufwärtswelle immer wahrscheinlicher. Der Sommer muss also keine Aktienflaute werden.
Die Stimmung in den USA
Die AAII (American Association of Individual Investors) unternimmt eine monatliche Stimmungsumfrage, die folgendes Ergebnis brachte. (29.06.2017)
Bullish 29,7% (-2,9% zum Vormonat)
Neutral 43,4 (+5,0% zum Vormonat)
Bearish 26,9% (-2,1% zum Vormonat)
Die AAII führt diese Umfrage jeden Monat durch. Hierzu müssen die Marktteilnehmer eine Prognose für die nächsten sechs Monate abgeben.
Das Ergebnis lässt vermuten, dass die Börsianer nicht die Absicht haben, ihre Aktien zu verkaufen. Die US-Wirtschaft läuft zu gut, und ein Ende ist nicht absehbar.
Bild: Wochen-Chart des S&P500 mit RSI-Indikator
Die Candlesticks verändern sich
Der Aufwärtstrend des S&P500 ist intakt. Eine Gefahr entsteht erst, wenn die kleine blau-eingezeichnete Trendgabel (Pitchfork) von oben nach unten durchdrungen wird.
Jeder Trend funktioniert wie ein Selbstläufer. Er nährt sich praktisch selbst, bis er überraschend zusammenbricht. Beachten Sie die Größe der letzten Candlesticks. Die Körpergröße der Candlesticks verkleinerte sich seit April. Es deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer vorsichtiger werden. Der Markt schleicht sich aufwärts.
Dieses Erscheinungsbild stimmt zu 100% mit der Stimmungsumfrage der AAII überein. Das Bullenlager wird kleiner, und gleichzeitig sind die Bären nicht in der Lage gefährlichen Verkaufsdruck zu erzeugen. Die logische Konsequenz ist ein zahlenmäßiger Anstieg der neutralen Marktteilnehmer.
Leichte bearishe Divergenz erkennbar
Der obere Chart enthält eine besondere Zusammenstellung des Indikators. Hierbei sind der RSI und der OBV miteinander vereint dargestellt. Es gilt grundsätzlich, dass der OBV die Bewegungen des RSI bestätigen sollte. Während der RSI (rot) in hohen Regionen verweilt, konnte der OBV (schwarz) nicht ganz folgen. Es deutet darauf hin, dass dem Markt das Handelsvolumen fehlt. Technisch entsteht daraus eine kleine bearishe Divergenz. Diese gibt es schon seit Ende Mai – also relativ lange. Und wenn eine Divergenz lange andauert, und ohne Wirkung bleibt, dann verliert sie Ihre Wirkung. Deshalb ist die Divergenz zu vernachlässigen.
Trendanalyse der größten Dow Jones-Unternehmen
Kurzfristig = Trendanalyse der vergangenen 40 Tage
Mittelfristig = Trendanalyse der vergangenen 40 Wochen
Langfristig = Trendanalyse der vergangenen 40 Monate
Tabelle: Dow Jones Mighty
In der oberen Tabelle sind die sechs größten Unternehmen des Dow Jones Industrial nach der Marktkapitalisierung aufgeführt. Diese Unternehmen sind wichtig, um das Steigungspotenzial des gesamten US-Aktienmarktes abzuschätzen. In der oberen Tabelle werden die Trends aus drei verschiedenen Zeitrahmen betrachtet.
Die Mehrheit der größten Dow-Jones befindet sich in einem Long-Modus. Im direkten Vergleich gibt es 9 Mal eine Long- und 3 Mal eine Short-Bewertung des Trends.
Auch diese Kurzanalyse bestätigt, dass eine kurzfristige Schwäche eine neue Chance für einen Long-Einsteige bringen sollte.
Walt Disney – Aktie kaufen?
Als Unterhaltungskonzern ist Disney unangefochten die Nummer 1 auf der Welt. Kein anderes Unternehmen bietet diese große Bandbreite an qualitativ hochwertiger Unterhaltung. Die Wurzel des Erfolgs legte das Unternehmen sicherlich mit seinen Zeichentrickfilmen. Auch heute ist das ein wichtiger Geschäftsbereich. Über die Jahre hat sich dann Disney merklich breiter aufgestellt. Der Bereich Animation wird ergänzt mit dem Fernsehsender ABC Network. ABC ist der Größe nach, die Nummer drei der US-Sender. Abgerundet wird das Portfolio mit den Disney Parks und Resorts.
Zusätzlichen Einfluss in der Medienlandschaft gibt es mit mehrere Beteiligungen über die Beteiligungsgesellschaft WDC. Hierbei ist Disney ein strategischer Investor. Der Sportkanal ESPN oder auch der deutsche Sender Super RTL gehören zu den Beteiligungen.
Das meiste Geld verdient Disney mit seinem Filmangebot für Animationen. Während die großen Filmstudios mit konventionellen Filmen oft größere Schwankungen in Erlösen und Erfolgen aufweisen, kann Disney Konstanz bieten. Das liegt sicherlich an der Ausrichtung auf das junge Publikum. Es wird immer Bedarf an Zeichentrickfilmen für Kinder geben. Abgerundet wird das Film-Angebot mit Marvel und Produktionen von George Lucas.
Disney konnte im ersten Quartal des Jahres seine Umsätze um drei Prozent steigern. Durch Einsparungen stieg der Nettogewinn sogar um 11%. Unter dem Strich verdient kein anderer Medienkonzern so viel wie Disney.
Geschäftszahlen von Walt Disney
Walt Disney | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
Umsatzerlöse | 44958 | 48737 | 52003 | 55632 | 56667 | 60125 |
Ergebnis vor St. | 9620 | 12246 | 13868 | 14868 | 14635 | 15921 |
KGV | 19 | 21 | 21 | 16 | 18 | 16 |
Zahlen in US-Dollar |
Angaben für 2017 sind Schätzungen Quelle: finanzen.net
Die Filme und die Themenparks sind bei Disney die Cash Cows. Probleme gibt es zurzeit bei ESPN. Der Bezahlsender verliert Abonnenten für das Sportprogramm. Disney versucht gegenzusteuern, und mit einer Online-Strategie über Facebook, Amazon und YouTube neuer Zuschauer zu gewinnen. Das größte Problem liegt bei den ausufernden Kosten für Sportrechte (NFL und NBA). Höhere Kosten bringen tendenzielle höhere Gebühren, die jedoch nicht mehr von den Abonnenten gezahlt werden wollen. Es scheint so, als ob die obere Preisgrenze erreicht ist.
Im ersten Quartal konnte die Umsätze von ESPN gesteigert werden. Das geschah jedoch zu Lasten der Gewinne. ESPN bleibt das Sorgenkind. Wenn Disney es aber schaffen sollte, die Probleme bei ESPN in den Griff zu bekommen, dürfte das dem Aktienkurs noch einmal einen ordentlichen Schub geben.
Bild: Wochen-Chart der Walt Disney-Aktie mit dem RSI-Indikator
Bereitschaft für einen technischen Ausbruch
Die zweifache Top-Bildung im Jahr 2015 hat im Nachfolgejahr eine Wirkung hinterlassen. Die Kurse fielen zurück, und konsolidierten. Der Chart-Verlauf zeigt, dass die Bereitschaft die Aktie zu verkaufen, nicht mehr akut ist. Das letzte Tief im Oktober 2016 sollte nicht mehr in 2017 erreicht werden.
Zurzeit läuft ein kleiner Aufwärtstrend. Er hat eine eigenständige Charakteristik und ist dynamisch. Untermauert wird der Aufwärtstrend auch durch die Übernahmen und Veränderungen im Disney-Konzern. Die fundamentale Ausgangssituation ist für 2017, nicht mit vorherigen Jahren zu vergleichen. Der Widerstand bei 115 US-Dollar hat nur noch eine psychologische Wirkung. Geht der Kurs darüber, müsste der Aufwärtstrend noch einmal beschleunigen.
Prägnant ist die Kurswelle von Oktober 2016 bis April 2017. Sie bildet die Basis für den zukünftigen Verlauf. Technisch wurde diese Anstiegswelle seit April um circa 50% korrigiert. Es ist eine „gesunde“ Konsolidierung, und müsste neue Börsianer anziehen. Man darf deshalb annehmen, dass Trader und Investoren, die aktuelle Situation als Einstiegschance ansehen werden. Bei 105 US-Dollar gab es ein Kaufsignal.
Aus der Gesamtkonstellation ergibt sich ein gutes Risiko-Chance-Verhältnis. Das Gewinnpotenzial ist nach oben hin offen. Sollten positive Nachrichten zu ESPN folgen, dürfte es mit der Aktie sehr schnell nach oben gehen.
Einen Strich durch die Rechnung könnte nur noch der Gesamtmarkt der Aktien machen. Bei einem Absturz des Dow Jones Ind. wäre sicherlich auch die Disney-Aktie betroffen. Damit das nicht zu einem Problem werden kann, lässt sich technisch ein enger Stopp setzen. Ich empfehle Ihnen die Position unterhalb von 102,50 US-Dollar zu schließen.
Disney-Aktie: WKN: 855686 an deutschen Börsen
oder US-Symbol DIS in den USA
Kursziel: 124,- US-Dollar
Zwischenziel: 114,80 US-Dollar
Stop-Loss: 102,50 US-Dollar
Handelsumsetzung:
Wenn Sie von der kurzfristigen Aktienempfehlung profitieren möchten, können Sie die Aktie direkt kaufen oder mit Derivaten arbeiten. Beachten Sie, dass Derivate einen Hebel enthalten und Sie somit das Gewinn- und Verlustpotenzial steigern. Im Extremfall ist sogar ein Totalverlust möglich.
Handelshinweise:
Stop-Loss:
Der Stop-Loss wird zunächst als Initial-Stop gesetzt, und hat die Funktion einer maximalen Verlustbegrenzung.
Kursziel:
Das Kursziel ist der Ausstiegspunkt für die prognostizierte Marktbewegung.
Zwischenziel: Bei Erreichen des Zwischenziels befindet sich die Position im Gewinn. An dieser Stelle nehmen wir einen Teilgewinn mit, und wir verkaufen 50% unserer Position. Gleichzeitig wird der Stop-Loss auf den persönlichen Einstiegskurs nachgezogen. So können wir unsere Position verlustfrei schließen, auch wenn sich der Markt später gegen uns stellt.
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